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Pink Floyd: Animals (1977) - Vinyl-Ausgabe (Review)

Artist:

Pink Floyd

Pink Floyd: Animals (1977) - Vinyl-Ausgabe
Album:

Animals (1977) - Vinyl-Ausgabe

Medium: LP
Stil:

Progressive Rock

Label: Harvest Records/Columbia Records/EMI Electrola/Capitol Records
Spieldauer: 41:41
Erschienen: 23.01.1977
Website: [Link]

„Huch!“, werden jetzt wohl einige denken, „Was sucht denn plötzlich eine Review zu einem so lange zurückliegenden Album von PINK FLOYD auf dieser Seite, obwohl doch davon derzeit gar keine spezielle Neuauflage erschienen ist, selbst wenn man erwarten darf, dass in zwei Jahren zu dessen 50. Geburtstag jede Menge Musik-Staub aufgewirbelt werden wird.


Hierfür gibt es einen wirklich guten Grund. Denn wir veröffentlichen ja öfter einmal von Gastrezensenten unter unserer Seite Reviews, die ihnen mitunter dazu dienen, um sich bei uns als dauerhafte Schreiber zu bewerben. Nach mehreren Reviews – bei denen sie anfangs die freie Album-Wahl haben – entscheiden wir dann, ob sie bei uns einsteigen können oder nicht. Und da gehört schon eine Menge nicht nur an Können, sondern auch an Leidenschaft, tiefgründigem Fachverstand und Begeisterung dazu, denn schließlich schreibt jeder von uns rein ehrenamtlich. Und sein einziger 'Verdienst' ist die Anerkennung, die er oft bei Tausenden von Lesern mit seiner einzigartigen Review erreicht.

Aus diesem Grund gibt es hier das seltsame Vorwort zu einem 48 Jahre alten Album, denn diese Review von mir als Chefredakteur der Musikreviews.de wäre hier und heute nie erschienen, hätte nicht einer unserer Gastrezensenten als Bewerbung bei uns eine – so viel sei hier schon verraten – wirklich großartige, sehr persönlich gehaltene Review zu dem 2018er-Remix von PINK FLOYDs „Animals“ geschickt, mit der Bemerkung, dass eine Review zu dem wohl wichtigsten Album überhaupt, bei uns ja noch fehlt.
Recht hat er!
Denn auch ich habe mich vor Ewigkeiten mit einer Review zu genau diesem Album (allerdings dem 1977er-Original) beworben, weil es auch mein 'Lebensalbum' ist, das mich und meine Einstellung zur Musik und dem Leben in der DDR maßgeblich beeinflusst und verändert hat. Natürlich war es mir eine riesige Freude, als ich lesen durfte, dass es nicht nur mir so geht, weswegen ich hier meinen Text (in leicht veränderter Form), den ich unter den Babyblauen Seiten (BBS) erstmals veröffentlicht hatte und der für einiges Aufsehen sorgte und später sogar in einem Österreichischen PINK FLOYD-Fanzine („Pulse & Spirit“) abgedruckt und auf deren Homepage übernommen wurde.


So also wurde dieses in Kürze bei uns erscheinende „Animals“-Bewerbungs-Review zu meinem Déjà-vu und der Anlass, vorab die Review, die viel über PINK FLOYD und das Album, aber auch dessen Wirkung auf mich in einem Land, das längst Geschichte geworden ist (auch wenn mich die derzeitige Politik immer wieder unangenehm an dieses Land erinnert), zu erzählen hat.

Darum hier meine Review zu einem der wohl wichtigsten Alben der Musik-Geschichte, bevor dann die 2018er-Veröffentlichung von unserem Bewerber erscheint. Auch darauf könnt ihr euch jetzt schon freuen!

Als letztes noch: Unter den BBS sollte man am Ende immer einen Anspieltip geben und ein 'Vergleichbar mit'.
Ich stelle diese Bemerkungen hier an den Anfang meiner Review und wünsche viel Freude beim Lesen und Erinnern!

Anspieltipp: Jeder einzelne Titel, besonders "Pigs", da es bei dem Schweine-Gegrunze auch heute noch einige Parallelen zu erkennen gibt!
Vergleichbar mit: Einem Teil meines Lebens. Und der Gitarren-Teil aus "Dogs" muss verpflichtend zu meiner Beerdigung gespielt werden ... steht schon im Testament!



Warnung an alle Leser! Zwar erscheint dieser Artikel auf den ersten Blick wie eine reine CD-Besprechung, er ist aber auch ein großes Stück erlebte DDR-Geschichte des Autors!
Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte in einem kleinen Land. Und obwohl die Menschen dieses Landes recht groß waren, genehmigte man ihnen nur eine kleine Freiheit - in der man nur so weit gehen konnte, bis man an eine Mauer stieß, in der man nur so weit denken durfte, bis man eine Mauer stieß und in der man nur bis zur Mauer, aber nie darüber hinaus hören, sehen und fühlen durfte. Dieses kleine Land wurde regiert mit großen Worten und Gesten von kleinen alten Männern, die in der Vergangenheit einmal Opfer waren und in der Gegenwart zu Tätern wurden, weil sie Kleingeist verlangten und freie, große Gedanken verbaten oder einmauerten.

Doch unser kleiner Junge hatte eine große Leidenschaft - und diese Leidenschaft hieß: MUSIK! Wann immer er dazu in der Lage war, hörte er in einem alten, gebrechlichen Radio alle Sender, die dieses empfangen konnte, auch wenn einige davon von den kleinen alten Männern verboten worden waren. Trotz dieser großen, ständig auf ihn lauernden Gefahren, drehte er ständig an dem Knopf, der ihm die verbotenen Sender bescherte und eines Tages hörte er etwas, was er kaum zu glauben wagte...
Da grunzten plötzlich Schweine in seinem Radio, natürlich mal wieder auf einem der verrauschten und zugleich verbotenen Sender.
Dann pfiff es kurz, eine wahnsinnige Orgel setzte ein, dann eine E-Klampfe, angegrunzt von einem weiteren Schwein und der Sound wurde lauter und lauter, man bekam Angst.
Wie geht das wohl weiter?
"Pig-Man, Pig-Man", mein Gott, sangen die etwa über diese alten gebrechlichen Staatsoberhäupter, die doch besser Schweine hätten hüten, statt dieses kleine Land führen sollen?

Diese Musik klang überhaupt nicht nach all dem gängigen Charts-Scheiß, der erst im Angesicht eines solchen Titels wirklich zum Scheiß wurde, sondern wie die Offenbarung! Es war eine Offenbarung, nämlich meine, eben die des kleinen Jungen, in dem kleinen Land, der plötzlich, und zwar zum ersten Mal in seinem Leben, große Musik hörte und damit an eigener Größe gewann.
Alles, alles musste getan werden, um den Namen der Band in Erfahrung zu bringen - und nicht nur den, auch wie der Titel hieß und das Album, auf dem er war.
Konnte man dieses Problem im Land der Mauer überhaupt lösen?
Man konnte!


Es gab Freunde, die die gleiche Sendung gehört hatten, allerdings nur wegen dem Charts-Scheiß, und die sich tatsächlich den Namen der Band gemerkt hatten, damit sie nicht mal aus Versehen auf die Aufnahmetaste ihres Radio-Rekorders drückten, wenn von der Band ein Titel angesagt wurde - eben der Band, die der kleine Junge mit einem Schlag so sehr liebte - und die PINK FLOYD hieß.

Dann war es nur noch ein Leichtes, in Erfahrung zu bringen, dass der Titel "Pigs" und das Album "Animals" hieß (Da hätte man ja fast von selber drauf kommen können!!!).
Doch der nächste Schritt war bedeutend schwerer!
Wie sollte man sich dieses Album, ohne das man ab sofort kaum noch ein normales Leben führen konnte, besorgen?
Man musste sich etwas einfallen lassen, in diesem kleinen Land, das nur auf Musik stand, die in fein zensierten Texten und vor allem in der eigenen Muttersprache ihr Liedgut zum Besten gab.

Also ging man erstmal zur Ferienarbeit - vier Wochen ins SKET (Schwermaschinenbau Kombinat "Ernst Thälmann" in Magdeburg), wo man acht Stunden am Tag als vierzehnjähriger Schüler Gewinde in seltsame Stahlplatten bohrte und hoffte, den Eisenspanflug, das Kreischen des Bohrers und den Gestank des verdampfenden Maschinenöls unbeschadet zu überleben. Na ja, so lange man ein Ziel vor Augen hatte - ein Ziel, das PINK FLOYD "Animals" hieß und aus schwarzem Vinyl bestand - war es das wirklich wert.
Knapp 300 Mark hatte man in den vier Wochen zusammen - und die reichten, um alle Schwarzen Märkte des "Landes der Saubermänner" zu mobilisieren, um für den wirklich 'fairen' Preis von 130,- Ostmark endlich dieses Album, mit dem seltsam fliegenden Schwein in den Händen zu halten, das mit der Fabrik, über die dieses Schwein flog, auch noch an das SKET erinnerte.


Nie werde ich vergessen, wie ich mit zitternden Händen und größter Vorsicht die Schallplatte auf den Teller meines billigen Plattenspielers (Zumindest war er nicht so teuer wie diese Platte selber!) legte und mit jedem Knistern oder Knacken litt - und an einer Stelle in "Dogs" sogar glaubte, sterben zu müssen, da die Nadel dort partout den Spitzensportlern dieses kleinen Landes nacheifern musste, indem sie wie eine Kati Witt – unsere DDR-Vorzeige-Eiskunstläuferin und später geiler 'Playboy'-Frontcover-Nackedei – große Sprünge machte.


FAZIT: PINK FLOYD waren es, die mein Leben, zumindest von der Musik her, tiefgründig änderten, ANIMALS bewies mir, dass Musik mehr als eingängige Rhythmen in 3- oder 4-Minuten-Charts sein kann, und PIGS weckten das "wahre" Tier in mir, das sich erhob gegen das Gegrunze der Masse!
All das hat mich geprägt. Und wer wirklich richtig zuhören kann, wird ähnlich empfinden, wenn er ab sofort mit zitternden Händen einen, eben jenen Silberling in seinen CD-Player schiebt und mit einer gewissen Enttäuschung feststellt, dass dieser nicht mehr knistert, knackt oder sogar springt.
PS: Das ist eine wirklich wahre Geschichte!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 158x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 15 von 15 Punkten [?]
15 Punkte
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Tracklist:
  • A-Seite: (18:28):
  • Pigs On The Wing 1 (1:25)
  • Dogs (17:03)
  • A-Seite: (23:13):
  • Pigs (Three Different Ones) (11:25)
  • Sheep (10:25)
  • Pigs On The Wing 2 (1:23)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 08.05.2025

User-Wertung:
9 Punkte

Ich weiß, ich kann nicht richtig zuhören, mein Fehler. Als die LP erstmalig erschienen war hatte ich mir das Teil mehrmals angehört, aber es hat nicht gefunkt, bis heute nicht.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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