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Eddie Palmieri: Sueño (1989) (Review)

Artist:

Eddie Palmieri

Eddie Palmieri: Sueño (1989)
Album:

Sueño (1989)

Medium: LP
Stil:

Jazz Rock, Salsa, Latin, Reggae

Label: INTUITION
Spieldauer: 43:36
Erschienen: 20.06.2025
Website: [Link]

Entdecker-Alarm für alle, denen Salsa und Latin Jazz, Reggae-Rhythmen, Soul sowie Funk und wahre Piano-Meisterleistungen sowie ein Klangbild der absoluten Sound-Meisterklasse am Herzen liegen: EDDIE PALMIERI (geboren 1936) und die 2025er-Vinyl-Ausgabe seines 36 Jahre alten Albums „Sueño (1989)“.

Wer also GETZ/GILBERTO und ganz besonders HERB ALPERT und dessen unübertroffene 60/70er-Jahre-Alben gemeinsam mit TIJUANA BRASS lieben, die werden bei „Sueño (1989)“ von EDDIE PALMIERI garantiert Freudensprünge machen und sich zu den südländisch klingenden, aber durchaus auch mal richtig rockigen Rhythmen wild in Bewegung setzen. Oder sie bleiben gleich vor ihrer – hoffentlich sehr hochwertigen – Anlage sitzen und genießen diesen fantastischen, raumfüllenden und mit kristallklarem Stereo-Klang versehenen Sound, der tiefe volle Bässe und sich ins unendliche steigernde Höhen miteinander vereint. Dieses Album ist von der ersten bis zur letzten Minute der knappen Dreiviertelstunde ein musikalisches Rundum-Erlebnis-Paket der Extra-Klasse.


Bereits der Anfang überrascht mit „Variations On A Given Theme“, denn er erinnert den Prog-Freund gar ein wenig an JETHRO TULLs „Locomotive Breath“ und weckt Erwartungen, die dann noch um Längen im Verlaufe der feurigen Afrobeat-Musik-Dreiviertelstunde übertroffen werden.

EDDIE PALMIERI, der Tastenzauberer des Jazz, der gut und gerne in einem Atemzug mit KEITH JARRETT genannt werden darf, machte sich bereits seit den 1970er-Jahren als Musiker und Arrangeur einen Namen, an dem man spätestens nach diesem Meisterstück von Album einfach nicht mehr vorbeikam. Oder drücken wir es so aus: Was mit dem unkonventionellen „Harlem Drive“ 1971 begann, findet spätestens 1989 in „Sueño“ seine Vollendung.


Palmieri vereint in seiner Musik Salsa und Jazz, Funk und Soul. Bewundernswert daran ist, dass er dieses lateinamerikanische Feeling auch über seine Tastenarbeit stellt, diese zwar immer wieder in ihrer Perfektion zum Klingen bringt, aber sich hierbei nie in den Mittelpunkt drängt. Hier krachen die Percussion auf Bläser, wilde Rhythmen auf flotte Melodien, Improvisationen auf akribische Arrangements. Und auch wenn es nicht 'political correct' klingt: Hier vereint sich auf perfekte Weise 'schwarze Musik' mit 'lateinamerikanischer Klangvielfalt' und tropisch heißen Rhythmen zu einer Mixtur von ungeahnter Schönheit.

Aber auch mit verspieltem, improvisiertem Piano-Jazz – deutlich in Richtung KEITH JARRETT tendierend – begeistert Palmieri, wenn er viereinhalb Minuten lang fingerflink solistisch über die schwarzen wie weißen Tasten und die „Verdict On Judge Street“ wandert.
Übrigens taucht auch hier ganz kurz wieder dieses 'Locomotive Breath'-Thema auf.


Noch dazu wirken auf diesem Album Musiker mit, die längst in Richtung Legendenstatus aufgestiegen sind, woran vor über 35 Jahren so noch nicht zu denken war, wie beispielsweise Saxophonist DAVID SANBORN oder Trompeter BRIAN LYNCH, die „Humpty Dumpty“ zu einem Erlebnis voller Gebläse werden lassen. Doch auch herrlichen Gesänge und soulige wie funkige Erlebnissen entfalten sich in dem wilden Stück, das sogar mit rockiger E-Gitarre und Salsa- wie Mambo-Rhythmen konterkariert wird und dem der bis zu geschrieenen Momenten ausufernde Gesang von VICTORA WEBB noch die Krone aufsetzt.


Am Ende des Albums gibt’s dann das eindeutig perkussiv orientierte Highlight des Albums. Ausgiebige Percussion-Ausflüge der Extraklasse, die sich mit wilden Bläsern zu einem Funk-Spektakel vereinen, bestimmen „La Libertad / Comparsa“.
Das ist einfach nur herrlich – und ja, das ist EDDIE PALMIERI wie er leibt und lebt!
Musik voller Lebensfreude, tropischem Flair, Verspieltheit und ungebremster Dynamik, die Rhythmen hervorbringt, zu denen man sich einfach bewegen muss, die aber auch beim 'Nur-Hören' so sehr mitreißt, dass man sich fast sprachlos die Frage stellt, warum ein Werk wie „Sueño (1989)“ nicht permanent in allen Alltime-Bestseller-Listen auftaucht.

Ein Album, das man nicht überhören oder aus den Augen verlieren sollte. Und selbst wenn man es erst heute für sich entdeckt: Für „Sueño (1989)“ von EDDIE PALMIERI ist es definitiv nie zu spät!


FAZIT: Er ist eine echte Salsa-Ikone und noch viel, viel mehr! Der meisterhafte Jazz-Pianist EDDIE PALMIERI brachte mit „Sueño (1989)“ vor 36 Jahren einen (nicht nur aus heutiger Sicht) echten Jazz/Latin/Salsa/Funk-Meilenstein heraus, der rundum mit seinen Rhythmen, seiner Verspieltheit, seinem Feuer und seinen perkussiven Wildheiten mitreißt und begeistert. Wer hören will, wie die Karibik und die heiße Afro-Leidenschaft klingt, der muss dieses nunmehr 2025 ausgezeichnete für Vinyl gemasterte Album einfach besitzen, das wie die Reise in eine heiße, unbekannte (Musik-)Kultur klingt, die in jedem noch so sehr unterkühlten Europäer ungeahnte Leidenschaften entwickelt, die vom Kopf bis in die Füße geht! Fantastisches Album, das in diesen Frustzeiten endlich mal wieder richtig Freude macht, gerade weil es nicht von hohlen Politiker-Phrasen sondern von heißen, rhythmischen Musiker-Ekstasen lebt. Ein Glücksgriff!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 61x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (23:35):
  • Variations On A Given Theme (2:17)
  • Azucar (7:18)
  • Just A Little Dream (7:06)
  • Covarde (6:54)
  • Seite B (20:11):
  • Humpty Dumpty (4:08)
  • Verdict On Judge Street (4:28)
  • La Libertad / Comparsa (11:35)

Besetzung:

  • Bass - John Torres
  • Gesang - Luis Vergara, Victoria Webb
  • Gitarre - Mike Stern
  • Keys - Eddie Palmieri
  • Schlagzeug - Robbie Ameen
  • Sonstige - David Sanborn (Alt-Saxophon), Brian Lynch, Charles Sepulveda (Trompeten), Shiro Sadamura, Lewis Kahn, Alfredo Triff (Geigen), Charles Cotto (Tabales), Francisco Aguabella (Congas), Anthony Carillo (Bongos), Jerry Medina (Soneos), Jose Ramirez, Jerry Medina, Luis Vergara (Chor)

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