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Anyone: Echoes Of Man (Review)

Artist:

Anyone

Anyone: Echoes Of Man
Album:

Echoes Of Man

Medium: Do-CD
Stil:

Progressive Rock

Label: TogethermenT Records/Just For Kicks
Spieldauer: 116:20
Erschienen: 25.04.2025
Website: [Link]

„Avantgarde, sehr komplex. Ich habe noch nie jemanden so spielen hören, all diese Instrumente auf diesem Niveau.“ (Herbie Hancock)

Wer nur ist dieses musikalische 'Jemand'-Wunderkind ANYONE, das von einer der Musik-Legenden schlechthin – HERBIE HANCOCK –, deren Musik an Vielfalt und Wagemut kaum zu übertreffen ist, mit diesen in höchsten Tönen lobenden Worten geadelt wird?

Seine eigene Homepage gibt hierzu eindeutige Auskunft: „Als Musiker wird Riz Story aka ANYONE von den größten Namen der Branche geschätzt. Er stand bereits mit Künstlern wie Dionne Warwick, Taylor Hawkins und Jon Davison (Yes) auf der Bühne. Als versierter Multiinstrumentalist beherrscht er viele Instrumente auf virtuosem Niveau. Schon als musikbegeistertes Kind begann er mit dem Klavier und erweiterte sein Repertoire bald um weitere Instrumente wie Bariton, Trompete, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Cello und Gesang. Story ist außerdem für seine Beherrschung einer Vielzahl von Musikstilen bekannt, darunter Klassik, Jazz Fusion, Rock, Country, New Age, Electronica, Hip-Hop, R&B, Funk, Heavy Metal, Pop und Alternative.“


ANYONE macht jedenfalls auch bei „Echoes Of Man“ mal wieder auf dicke Prog-Hose. Unter zwei Tonträgern und die gehörige Portion megafettem Bombast sowie um Aufmerksamkeit hechelnde Videos samt jeder Menge Lobeshymnen im Vorfeld geht’s einfach nicht. Dabei möchte man diesem Einmann-Unternehmen – mehr ist ANYONE tatsächlich nicht – immer mal wieder zurufen: „Es geht auch etwas weniger dick aufgetragen!“
Das gilt allerdings nicht für das viel zu spärlich ausgefallene Digipak, in dem die beiden Silberlinge stecken.

Doch das sieht Universal-Genie Riz Story aka ANYONE, der alle Instrumente spielt, zudem singt und sich gleich noch um die Produktion sowie das Mixen und Mastern kümmert, gänzlich anders. Und so verfällt er auch dieses Mal auf seinem männlichen Echo-Album, das von künstlicher weiblicher Intelligenz konterkariert wird, diesem Höher-Bombastischer-Pathetischer-Fetter-Lauter-Hymnischer-Fetisch, dem er sich nicht entziehen kann, geschweige denn es versucht. Der Hörer dagegen manchmal schon. Vielleicht weil er beim intensiven Folgen der Musik samt der Konzept-Story durchaus etwas überfordert werden könnte. Denn die Gedankengänge sowie die Gespräche zwischen weiblicher KI und männlichem Lebewesen sowie die musikalischen Visionen hinter „Echoes Of Man“ sind oft verworren und schwer zu erschließen (auch weil eine Textgrundlage zum Mitlesen fehlt).


Aber genau die gleiche Aussage in puncto schwer zu erschließen gilt schließlich auch für das progressive Jahrhundertwerk „The Lamb Lies Down On Broadway“ von GENESIS.
Daher schleicht sich bei ANYONE ein ähnlicher Eindruck ein. Genau diesen Weg schlägt Riz Story ebenfalls ein, aber ohne Rael und Lämmern auf dem Broadway, sondern mit der paradiesischen Geschichte von der KI Eve und dem Humanwesen Adam, die ANYONE im Alleingang durch das Doppel-Album führt. Das schränkt ihn zugleich etwas ein, denn mit der Unterstützung einer Band im Rücken, hätte vielleicht der eine oder andere Musiker dem guten Riz empfohlen, an verschiedenen musikalischen Stellen einfach mal die Reißleine zu ziehen.

Spannend jedenfalls beginnt „Echoes Of Man“ in der Zukunft, in der sich – so wie es heutzutage (viel zu) viele von uns handhaben – die Menschen längst von kleinen Geräten abhängig gemacht haben, mit einem kurzen Dialog zwischen dem gerade aufgestandenen Herren, der sich von seiner künstlichen Eva bzw. Eve erstmal das extreme Wetter ansagen lässt und sie dann bittet, passende Musik zu spielen. Welches die passende Musik ist, wird wohl spätestens jetzt jedem klar sein: ANYONE!


So beschreitet Riz Story auch auf seinem zweiten Album genau den Pfad, den er vor anderthalb Jahren mit „Miracles In Nothingness“ bereits geebnet hatte und baut diesen zu einem ansehnlichen progressiven Weg aus, der allerdings geradlinig die wundersame Geschichte des Vorgängers fortsetzt und nun auf den Weltuntergang, der laut Eve in 17 Tagen eintreten wird, zusteuert.
Diese tragische Nachricht übermittelt die KI-Eve dann jazzy progrockend in „Collapse“ am Ende von CD 1.

Natürlich verhehlt ANYONE auch auf „Echoes Of Man“ wiederum seine riesige Leidenschaft für DAVID BOWIE nicht (Man höre nur mal ganz genau bei „The Sky Broke Open“ hin. Die Parallelen – auch aus stimmlicher Hinsicht – sind verblüffend!). Oh ja, manchmal könnte man die Musik hinter ANYONE als eine Art Glam-Prog bezeichnen und Riz Story als den neuen 'Ziggy Stardust' der Nach-2000er-Musikgeschichte. Jedenfalls gebärdet sich Story genauso kunterbunt, abgefahren und teilweise versponnen sowie jederzeit für jede noch so verrückte Idee offen, wie es einstmals die Ziggy-Kunstfigur auf Platte und Bühne hinter Bowie war.


ANYONE greift hierbei erneut tief in die Musikkiste und holt alles dabei raus, was er schnappen kann: Prog und Psyche, Hardrock und Metal, Indie und Alternative, Glam und Glitter, Art Pop und verkopftes Songwriting, Elektrisches und Akustisches, Lautes und Ruhiges, Melodramatisches und ein paar klitzekleine Hoffnungsschimmer. Das ist tatsächlich spannend, obwohl im Grunde für diese bunte Mischung auch 70 (also eine CD) statt 120 Minuten (und damit zwei CDs) ausgereicht hätten.

Selbst die spannende Geschichte hinter diesem Album, in der es um die letzten Tage der Menschheit (symbolisch als 'Adam', genau: der aus dem Paradies!), abgeschafft von der KI (die uns in diesem Falle als 'Eve': genau die Eva aus dem Paradies) begegnet, und den moralischen Verfall sowie den Untergang der Natur geht, hätte in diesem Zeitrahmen zu Ende erzählt werden können. Die Absicht dahinter beschreibt Riz Story zusammenfassend mit den Worten: „Es ist pure, kompromisslose Realität – ich sende es mit Aloha an all jene, die darin die passende Ablenkung finden.“ Und dieses 'Aloha' gilt denjenigen, die längst der Sucht, die von den kleinen technischen Geräten (so gesehen die hinterhältige, zerstörerische Schlange) ausgeht, verfallen sind.

Echter Frevel ist bei einer dermaßen ausgeprägten Komplexität, dass die Doppel-CD in einem schnöden, aufklappbaren Digipak daherkommt, welches keinerlei Booklet oder andere Beigaben enthält. Ein ernsthafter Makel, wenn man bedenkt, welch große Rolle doch hinter der konzeptionellen Geschichte von „Echoes Of Man“ steckt, deren wichtigste Eckpunkte im Rahmen dieser Review nach dem genauen Zuhören hoffentlich halbwegs dargestellt werden konnten.


FAZIT: Das Ende der Welt steht uns bevor! Und ANYONE (oder besser der progressiv rockende und dystopisch textende, alle Instrumente spielende sowie für Produktion, Mix uns Master verantwortliche Alleinunterhalter Riz Story) steuert uns hierfür seinen ganz persönlichen, knapp zweistündigen Weltuntergang-Soundtrack, bei dem der Mensch im Kampf gegen die von ihm selbst erschaffene künstliche Intelligenz verliert, bei. Das klingt bombastisch und pathetisch, mal ruhig (besonders die zweite CD, welche melodramatisch beginnt und noch melodramatischer endet), dann wieder metallisch und im Grunde durchgängig progrockend. Aber auch düster und wenig optimistisch. Zu einem abwechslungsreichen, durchaus etwas streitbaren Musik- wie Konzept-Erlebnis wird „Echoes Of Man“ aber allemal.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 155x gelesen, veröffentlicht am )

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11 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1 (61:08):
  • If Your World Should Fall
  • The Vicious
  • In The Wake Of Time
  • The Sky Broke Open
  • Collapse
  • Dream Of The Collapsing Now
  • CD (55:12):
  • Faded Lullaby
  • Eve
  • Still, They Dream Of Angels
  • Echoes Of Man
  • Requiem At The End Of Time
  • The Calming

Besetzung:

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