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Lutz Graf-Ulbrich: LÜÜLS LAB (Review)

Artist:

Lutz Graf-Ulbrich

Lutz Graf-Ulbrich: LÜÜLS LAB
Album:

LÜÜLS LAB

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Instrumentaler Krautrock, Berliner Schule

Label: Kulturmanufaktur/Zebralution
Spieldauer: 49:55
Erschienen: 12.04.2025
Website: [Link]

„Dieses Album ist meinem wunderbaren Musikerfreund Manuel Göttsching gewidmet.“ (LÜÜL)

LÜÜL! Er ist ein Wanderer durch die musikalischen Welten vom ursprünglichen Krautrock mit ASH RA TEMPEL und AGITATION FREE, hinweg über welt-verbundene und -verbindende Pop-Musik mit den 17 HIPPIES sowie deutschsprachiger (solistischer) Liedermacher-Musik und akustische Folk- wie Straßen-Musik mit Band, der immer für die eine oder andere unberechenbare Überraschung gut ist.

Vor allem jedoch ist LUTZ GRAF-ULBRICH aka LÜÜL bereits aus Jugend- und ASH RA TEMPEL-Zeiten ein großer Freund von MANUEL GÖTTSCHING (gewesen), der viel zu früh am 4. Dezember 2022 verstarb und für den LÜÜL 'In Memoriam' eine sehr bewegende Gedenkveranstaltung im Februar 2023 gestaltete, während der er zudem ihre ungeheuer tiefe Freundschaft beleuchtete und MANUEL GÖTTSCHINGs umfangreichen musikalischen Einfluss hervorhob: „Manuel Göttsching hat als grandioser Gitarrist Musikgeschichte geschrieben und Weltruhm erlangt, indem er die E-Gitarre auf ein neues Niveau hob. Sei es mit den Berliner Krautrock-Pionieren ASH RA TEMPEL Anfang der 1970er Jahre oder ein Jahrzehnt später mit seinem Proto-Techno-Klassiker 'E2-E4' (aufgenommen am 12.12.1981). In der ufaFabrik, wo Göttsching 1978 mit dem Ash-Ra-Tempel-Nachfolger ASH RA probte und das Album 'Correlations' aufnahm, fand am 10. Februar eine Gedenkveranstaltung zu seinen Ehren statt.“


Dieses Gedenken geht nun auf eine ganz besondere Art mit „LÜÜLS LAB“ weiter. Das Album, dessen Auslöser die hier beschriebene Gedenkveranstaltung war und welches zugleich das erste rein instrumentale Krautrock-Album von LUTZ GRAF-ULBRICH geworden ist, fußt demnach auf der festen - wortwörtlich unsterblichen - Freundschaft LÜÜLs zu MANUEL GÖTTSCHING.

LÜÜLS LAB“ offenbart intensiv die gemeinsame Musik-Seite der beiden 'Krautrock-Helden' oder 'Krautrock-Pioniere', wie man es in den frühen Siebzigern so fein formulierte. Denn hier waren noch die Erfinder eines Musikstils am Zuge, die nicht ahnen konnten, dass sich dieser anfangs abwertend von dem Kult-Radiomoderator der BBC, John Peel, als 'Krautrock' bezeichnete Musikstil weltweit einen hoch angesehenen Ruf erobern sollte.


LÜÜL geht mit diesem Album erstmals, genauso wie bei der Göttsching-Hommage, weit zurück in die Krautrock-Vergangenheit, als damals im Electronic Beat Studio mit MANUEL GÖTTSCHING, KLAUS SCHULZE, MICHAEL HÖNIG, TANGERINE DREAM und AGITATION FREE (Mitbegründer LÜÜL) die so genannte 'Berliner Schule' entstand, welche später unter dem Krautrock-Begriff zum berühmten Markenzeichen und Gütesiegel des gesamten Berliner Musikschaffens werden sollte.

Auf „LÜÜLS LAB“ lässt LUTZ GRAF-ULBRICH diese Zeit wiederaufleben – in stillem wie nunmehr auch lautem Gedenken an seinen Freund MANUEL GÖTTSCHING.
Es ist ein wahrhaft „Wilder Ritt“ durch's kräutrige Zeit-und-Raum-Musik-Kontinuum.


So findet man am Ende der LP-A-Seite mit „Oasis“ auch eine Göttsching-Komposition, während alle anderen sieben Instrumental-Stücke von LÜÜL komponiert, arrangiert, gemischt und produziert wurden.
Der Ursprung von allem aber ist LÜÜLs Auftritt während besagter Gedenkveranstaltung für den im Dezember 2022 verstorbenen Manuel Göttsching in Berlin. Hier spielte LÜÜL solo das Stück „Oasis“ vom gemeinsam produzierten 1979er Album „Correlations“, das sich als Neuaufnahme nun auch auf „LÜÜLS LAB“ befindet.

Dieses Album war offensichtlich ein große Herausforderung, da eine gänzlich neue Situation entstand, die einerseits mit dem Gedenken an Göttsching und andererseits auch dem Gedenken an einen Musikstil verbunden ist, der in den 1970ern sogar Amerika eroberte.
Also begab sich LÜÜL in seinem LAB genau auf diese „Mystery Road“.


Graf-Ulbrich fasst daher verständnishalber die Absicht hinter „LÜÜLS LAB“ in eigenen, (er)klärenden Worten zusammen: „ Mein Gitarrenspiel bei Agitation Free, Ash Ra Tempel und Ashra war ja immer ein Produkt einer Zusammenarbeit gewesen. Ziel war es, mich selbst zu überraschen. Es sollte spontan sein, roh, pur und direkt, wild und ruhig - vor allem aber ohne Schnörkel und Kompromisse. Ich konnte mich frei entfalten, lauschte nur meiner eigenen inneren musikalischen Stimme und experimentierte mit Gitarrenlicks, E-Bow und Sounds in meinem wundersamen 'Lüüls Lab' in Berlin.“

Man fühlt tatsächlich, wie der Geist eines MANUEL GÖTTSCHING und besonders der von ASHRA durch „LÜÜLS LAB“ während der Aufnahmen schwebte. Selbst wenn ein Göttsching absolut einzigartig ist, so spürt man beim Hören der 50 instrumentalen Krautrock-Minuten nach wie vor die menschliche wie auch musikalische Nähe und Verbundenheit zu LUTZ GRAF-ULBRICH. Aber auch die Einflüsse von NEU! und MICHAEL ROTHER sind unverkennbar. Wunderbarer Krautrock mit ganz viel Herz und einem faszinierenden Gefühl, das tief in die Vergangenheit hineinreicht, ist das Ergebnis. Zudem lässt der ausgezeichnet produzierte Stereo-Klang den Hörer ganz tief in die im Göttsching-Geiste geschaffene LÜÜL-Krautrock-Welt eintauchen, während sich der „Morgentau“ auf wundersame Weise über alle musikalischen Kräuter legt, die in ihrer ganzen Farbvielfalt musikalisch wieder aufblühen und ihre kunterbunten Musiksamen Richtung Himmel zu MANUEL GÖTTSCHING senden.


FAZIT: Möge doch LUTZ GRAF-ULBRICH aka LÜÜL viel öfter zum Experimentieren in sein Labor gehen. Er wird sicher alle Freunde guten Krautrocks glücklich machen. Denn mit dieser „LÜÜLS LAB“-Hommage an den im Dezember 2022 verstorbenen Gitarristen, Soundtüftler und Krautrock-Pionier MANUEL GÖTTSCHING, mit dem er zusammen in der Band ASH RA TEMPEL und später ASHRA spielte und seit Jugendzeiten befreundet war, erweist er ihm und dem instrumentalen Krautrock mit deutlichem Siebzigerjahre-Bezug eine große Ehre. So hält LÜÜL die Erinnerung an eine leider immer mehr zurückgedrängte grandiose Musiktradition der 'Berliner Schule', in der Göttsching und er erst zu den 'Pionieren' und dann zu den ganz großen 'Lehrmeistern' zählten, am Leben. Ein unverzichtbares Album, bei dem die E-Gitarre im Mittelpunkt steht, durch elektronische Elemente ergänzt wird und dank der abwechslungsreichen Kompositionen zu einem vielschichtigen musikalischen Erlebnis für die ewig jung gebliebenen 'Krautis' macht, egal, wie laut jetzt deren Gelenke knacken. Ein Musik-Erbe, das unbedingt all denen nahegebracht werden sollte, die noch immer – egal welchen Alters – nach Musik suchen, in deren Atmosphäre man tief eintauchen und völlig versinken kann. Selbst wenn diese Atmosphäre ihre Hochzeit vor über einem halben Jahrhundert hatte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 129x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (23:45):
  • Sad And Hopeful (4:53)
  • Motion Mode (7:49)
  • Der Wilde Ritt (4:44)
  • Oasis (6:19)
  • Seite B (26:10):
  • Morgentau (5:04)
  • Monolog (6:27)
  • April Suite (7:25)
  • Mystical Road (7:14)

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