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Adam Lytle: Altars (Review)
Artist: | Adam Lytle |
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Album: | Altars |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Indie- und Desert-Rock |
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Label: | Independent | |
Spieldauer: | 40:08 | |
Erschienen: | 02.05.2025 | |
Website: | [Link] |
Nachdem der New Yorker Songwriter ADAM LYTLE 2023 „This Is The Fire“ - sein erstes Album unter eigenem Namen – noch als mit monumentalen Streicher-Arrangements unterlegtes, episch aufgebohrtes Singer/Songwriter-Projekt angelegt hatte (das er noch zu Pandemie-Zeiten im stillen Kämmerlein ausgeheckte), ist er mit dem nun vorliegenden zweiten Solo-Album „Altars“ wieder bei jenem Mix aus Indie-, Psych- und Desert-Rock angelangt, den er ab 2012 bereits mit den beiden (nach Songs von Patti Smith und Townes Van Zandt benannten) Band-Projekten WILD LEAVES und QUICKSILVER DAYDREAM entwickelte. Was die beiden Solo-Projekte, außer seine Vorliebe für eine wortgewaltige allegorisch/biblische Poesie, miteinander verbindet, ist seine Faszination für die klassische spanische Akustikgitarre, der er bei beiden Projekten eine (zwar vollkommen unterschiedlich prägende) Bedeutung beimisst, was damit zusammenhängt, dass er nach eigener Aussage mit den Spaghetti-Western und den Soundtracks von ENNIO MORRICONE aufgewachsen ist.
Als die beiden vorgenannten Bandprojekte 2019 auseinanderfielen, startete ADAM LYTLE seine Laufbahn als Solo-Musiker und tat sich hierfür bald mit neuen Musikern zusammen, die auch das Sounddesign des nun vorliegenden „Altars“-Albums entscheidend prägten. Obwohl das Album zusammen mit seinem langjährigen musikalischen Partner JONATHAN SCHENKE in SHAZAD ISMAILYs Studio Figure 8 Recording in Brooklyn eingespielt wurde, wird dieses musikalisch durch einen deutlichen Desert-Rock-Einschlag geprägt, den der Musikfreund etwa von Acts wie GIANT SAND oder ALEJANDRO ESCOVEDO her kennen dürfte. Bei ADAM LYTLE kommt die Faszination für diese Klangfarbe allerdings aus einer anderen Ecke – nämlich seiner Faszination für Tuareg-Bands wie TINARIWEN oder IMARHAN (mit denen er bereits auf der Bühne stand). Um den Desert-Rock-Touch noch deutlicher hervorzuheben, engagierte er den Perkussionisten MAURO REFOSCO, der Songs wie „Savage Thunder“, „Sanctuary“ oder das auch als Single ausgekoppelte „Sister Wave“ mit – wie er sagt - „einzigartigen Handtrommeln und Geräuscherzeugern“ bereicherte.
Als Songwriter greift ADAM LYTLE gerne auf Geschichten zurück, die er der allgemeinen Weltlage entnimmt – beispielsweise über Zeitungsartikel oder Nachrichtensendungen – und die er dann mit seiner metaphernreichen Lyrik zu Allegorien über große Themen wie den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge oder Gewalt und Versöhnung aufbohrt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Sanctuary“ in dem er die Geschichte einer Familie, die in Holland 96 Tage im Kirchenasyl verbrachte und dabei von der Gemeinde unterstützt wurde, zu einer bildgewaltigen Ode an den Triumph der Menschlichkeit über die Ideologie macht. Zweifelsohne sorgt diese Technik dafür, der Musik selbst eine monumentale, dramatische Note zu verleihen. Das gilt nicht nur für die raumgreifend inszenierten Rock-Nummern, sondern gleichermaßen für die bittersüße, von der besagten Spanischen Gitarre geprägten Ballade „Sea Of Tears“, in der LYTLE über den tragischen Freitod einer ikonischen Märtyrerin fabuliert.
In seinen Lyrics wimmelt es geradezu vor religiösen Referenzen – vor falschen Priestern, manischen Predigern, schwarzen Messen, Taufen, Kreuzigungen und nicht zuletzt Altären, auf denen schon mal die Wahrheit geopfert wird. Lytles Vorliebe für diese Sprache der Bibel und – wie er sagt – der griechischen Poesie rührt daher, dass ihn Jesuiten aufgezogen, er später selbst Geisteswissenschaft studierte und sich insofern gut mit dem „Werkzeugkasten des Symbolismus und der Mythologie“ auskennt. Dieser kommt in seinen Texten als Bezug zwischen der Welt der Spiritualität und der realen, heutigen Welt in Anwendung. So bezieht sich der Titel des Albums „Altars“ auf „Grenzen, welche Menschen ziehen, wenn es um deren Glaubensbekenntnisse geht – „und auch um die Manipulation derselben“ - wie sie z.B. in den Sozialen Medien stattfindet.
Dass Themen wie etwa der Kampf zwischen Gut und Böse, Gott und Teufel, Glaube und Häresie bereits von den alten Bluesern implementiert wurden, um deren Geschichten auf eine mythologische Ebene zu hieven, stellte Lytle fest, als er sich mit den Sammlungen alter Folk-Aufnahmen von ALAN LOMAX beschäftigte. Und so scheut er sich nicht, einzuräumen, dass er sich heute musikalisch vom Blues beeinflusst fühlt. Andeutungsweise lässt sich das in Songs wie „Heaven“ oder „Sister Wave“ heraushören, die nominell als pulsierende Rock-Nummern daherkommen, aber von bluesigen Gitarrenlicks geprägt werden. Das raumgreifende, raue Sounddesign, das er und seine Band sowie Produzent JONATHAN SCHENKE im Studio erzeugten, lässt allerdings eine enge stilistische Kategorisierung sowieso nicht zu, weil geschickt eingesetzte analoge, psychedelische Sound-Effekte eine ganz eigene Ästhetik entwickeln, die das Hörerlebnis immersiv und greifbar gestalten. Tatsächlich verfolgen ADAM LYTLE und seine Mitstreiter also einen ganz eigenen Ansatz.
FAZIT: Nachdem ADAM LYTLE mit seinem Album „This Is The Fire“ bewiesen hatte, dass er auch als Singer/Songwriter auf den Spuren seiner Idole LEONARD COHEN und TOWNES VAN ZANDT eine gute Figur macht, ist er mit „Altars“ - seinem zweiten Album unter eigenem Namen – wieder bei seinem Kerngeschäft, der Roots-orientierten Indie-Rockmusik angekommen und überzeugt auch in dieser Hinsicht, gerade weil er Klischees vermeidet, sich von allzu traditionellen Schemata weitestgehend fernhält und sowohl über seine Sprache, wie auch in Zusammenarbeit mit seinen Musikern musikalisch eine spezifische, stilistische Subnische mit hohem Wiedererkennungswert besetzt hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- That Was Me
- Black Masses
- Heaven
- Hollow Eyes
- Lead On Desire
- Midnight Shakes The Memory
- Nothing Lies Beyond
- Sanctuary
- Savage Thunder
- Sea Of Tears
- Sister Wave
- Bass - Julian Cubillos
- Gesang - Adam Lytle
- Gitarre - Cameron Kapoor, Adam Lytle
- Schlagzeug - Felix Ambach
- Altars (2025) - 13/15 Punkten
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