Schon unser Kollege König legte ein wenig Skepsis im Umgang mit der kroatischen Blues-Röhre (Oder muss man heute etwa 'Blues-Röhrin' sagen?) VANJA SKY an den Tag, die presse- und promo-technisch über den grünen Klee gelobt und tatsächlich als „die kroatische Antwort auf SHERYL CROW und NORAH JONES“ bezeichnet wurde.
Dieses Mal ist von ihrer erstklassigen Band und der puren Magie zu lesen, die sie nunmehr live von der Bühne ausstrahlt und damit das Publikum verzaubert. Gerade solche extremen Euphemismen machen einen Kritiker bereits im Vorfeld etwas skeptisch. Was durchaus gut ist, denn schließlich hat der Musiker dann ja jederzeit die Möglichkeit, diese Skepsis musikalisch wegzuwischen und tatsächlich pure Magie zu verbreiten.

VANJA SKY ist zwar eine gute Musikerin, die ordentlichen Druck von der Bühne direkt aufs Publikum übertragen kann. Aber eine echte Magierin – wie beispielsweise die zum Vergleich herangezogenen Frau Crow & Jones ist sie (noch) nicht. Dann eher doch die von ihr besungene „Devil Woman“ oder gar „Voodoo Mama“.

Für VANJA SKY sind ihre (unüberhörbaren) wichtigsten Einflüsse RORY GALLAGHER, weswegen sie für ihre Live-Aufnahmen gleich zwei Songs (Shadow Play“ und „Bad Penny“) von ihm covert und ALVIN LEE mit einem gecoverten Song („I'd Love To Change The World“). Aber auch die Clapton- und Robin-Trower-Freunde kommen bei Frau Sky, die gerne auch mal röhrend und ekstatisch in ihren Songs lacht („Voodoo Mama“) auf ihr Kosten.
Verwundern wird da wohl eher, dass auf ihrer Liebesliste auch die BEE GEES stehen, deren uralte Kamelle „Got To Love Somebody“ aus dem Jahr 1967 ebenfalls live erklingt (und begeistert vom Publikum mitgesungen wird) und die erste CD dieses Doppeldeckers im dreiflügeligen Digipak samt achtseitigem Booklet und hübsch nachgestelltem Backstage-Pass abschließt.

Insgesamt 11 Songs sind auf „Access All Areas Live“ echte VANJA SKY-Eigengewächse, die sich neben den besagten Cover-Versionen pudelwohl fühlen und eine ganz ähnliche Aura versprühen. Maßgeblich trägt hierzu ihre wirklich sehr gute Begleitband bei, ohne die VANJA SKY garantiert nicht so druckvoll von der Bühne aus zur Sache gehen und sich auf ihren reichhaltigen Gesang konzentrieren könnte. Besonders Ihr erster Gitarrist Guenter Haas unterstützt sie nicht nur, sondern übernimmt neben ihr an den Saiten recht oft auch die Führungsrolle und steuert das eine oder andere Solo bei. Dafür darf die Musikerin aber immer wieder ordentlich die besagt und besungene „Devil Woman“ rauslassen.

Statt fettem Stadion-Rock verbreitet das Konzert in Kassel allerdings eine deutlich kleiner veranlagte Aura, die Erinnerungen an den Beat Club oder den Rockpalast in weniger großen Konzerthallen widerspiegelt. Das tut den Aufnahmen auf den beiden Silberlingen sehr gut, da man sich als Hörer deutlich näher am Geschehen fühlt.

Aus diesem Grunde greift VANJA SKY wiederholt auf ruhigere Nummern zurück und verbreitet immer wieder Herzeleid, wenn sie fast ein wenig schmalzriefend die Botschaft „You hit me with the blues...“ ins Mikro haucht und die Gitarre dazu 'weint'.

Nach gut 80 Minuten endet dann die mal druck-, mal gefühlvolle Live-Dröhnung im ausverkauften Kassler 'Theaterstübchen' und hinterlässt ein begeistertes Publikum.
Glaubt man der Band, dann wusste sie im Vorfeld gar nicht, dass das Konzert aufgezeichnet wurde, was es besonders authentisch macht. Auch gab es genau aus diesem Grunde keinerlei Nachbearbeitung, um den einen oder anderen durchaus hörbaren Schnitzer auszumerzen. Eine gute Entscheidung, denn so ist „Access All Areas Live“ tatsächlich ein Livemitschnitt ohne Netz und doppelten Boden geworden, der einem zeigt, welche Kraft von den Auftritten der Band ausgehen, die noch für den Rest des Jahres live in ganz Europa – inklusive mehrerer Deutschland-Konzerte, unterwegs ist.

FAZIT: „Access All Areas Live“ präsentiert die kroatische Bluesröhre VANJA SKY und ihre Band während eines ohne ihr Wissen komplett mitgeschnittenen Konzerts im ausverkauften 'Theaterstübchen' von Kassel. Zwei CDs voller Eigenkompositionen, aber auch mit Cover-Versionen (von RORY GALLAGHER über ALIN LEE bis hin zu den BEE GEES), die allesamt zu gefallen wissen – und mal mit viel Druck aber auch als die eine oder andere Power-Ballade vorgetragen werden. Authentischer geht’s nicht – auch weil keinerlei Nachbearbeitungen an den gut klingenden Aufnahmen vorgenommen wurden.